SPÄTER GOLF-EINSTIEG: „ICH BIN FIT WIE NIE ZUVOR!“

Reinhard-Karl Üblacker (51) spielt seit zwei Jahren und will Profi werden

Bad Griesbach, 26.10.2022 – Golf macht Spaß und ist gesund – stimmt das wirklich? Schließlich gehört der Golfschwung zu den schwierigsten Bewegungen in der Sportwelt. Der Rücken wird stark beansprucht. Gerade für Ältere ein wunder Punkt. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Ein bekanntes Sprichwort. Stimmt das – vor allem im Bezug auf den Golfsport? Kann man auch diffizile Bewegungen noch im fortgeschrittenen Alter lernen? „Natürlich!“, sagt Reinhard-Karl Üblacker. Zumindest aus seiner persönlichen Erfahrung. „Hole-in-One-Reinhard“, wie er sich selbst nennt, hat im Alter von 49 Jahren mit dem Golfspielen angefangen. Im Sommer 2020. Und zwar mit einer klaren Mission: Er will innerhalb von vier Jahren Golfprofi werden.

Golf ist auf dem Vormarsch. Nachdem die Zahlen der aktiven Golfsportler in Deutschland lange stagnierten, befinden sie sich seit zwei Jahren im Aufwärtstrend. Immer mehr Menschen greifen zum Golfschläger. Der grüne Sport verzeichnete zum 30. September 2021 einen Zuwachs von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2020. So die Daten des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Einer der Neustarter ist Reinhard-Karl Üblacker aus Mühldorf. Der geborene Österreicher steht täglich auf dem Platz oder auf der Range, um seine Technik zu verbessern und routinierter zu werden. Denn er will Profi werden. Eine Herausforderung für den Körper. Doch der 51-Jährige meistert sie mit Bravour. Inzwischen hat er sich auf Handicap-Index 10,3 heruntergespielt. Im kommenden Jahr will er auf die Pro Golf Tour. Das ist eine Serie von Turnieren, an der neben Pros (Kurzform für professionelle Golfspieler) auch Neulinge im Profibereich und Top-Amateure teilnehmen, die in den Bereich der Playing Pros vordringen möchten.

Wie geht es deinem Rücken?

Rückenschmerzen vom Golf kenne ich nicht. Im Gegenteil, der Rücken ist gut in Schuss.

Wie schnell hast du deinen Golfschwung gefunden?

Grundsätzlich kommt es auf das sportliche Ziel an. Will ich Amateurgolfer sein, kann ich schnell und nach der Platzreife die ersten Golfschwünge am Platz probieren. Regelmäßige Trainerstunden sind sinnvoll, um technisch besser zu werden und präzisere und weitere Schläge ausführen zu können. In meinem Fall, mit dem Ziel Profi zu werden, wird der Schwung in Einzelteile zerlegt, die dann später wieder zusammengefügt werden. Dabei wird jede einzelne Komponente mit unterschiedlichen Übungen trainiert und daran gefeilt, dass es letztendlich den perfekten Schwung ergibt. Daran arbeiten wir nun seit einem Jahr.

Wie reagiert dein Körper auf die fast tägliche Beanspruchung?

Im Großen und Ganzen gibt es keine Beeinträchtigungen. Dass es natürlich immer wieder mal kleine Beschwerden gibt, ist normal. Man macht ja Bewegungen, die der Körper vorher nicht kannte. Das legt sich aber ziemlich schnell. Aufgrund von regelmäßigen Besuchen bei meinem Physiotherapeuten und Massagen habe ich überhaupt keine Schmerzen. Ich kann nicht klagen, im Gegenteil: Ich bin körperlich fit wie nie zuvor.

Was tust du für deinen Körper, um ihn fit für Golf zu machen?

Ganz wichtig: Kein Golf ohne Aufwärmen! Dazu habe ich Mobilisationsübungen, die ich schon zu Hause durchführen kann. Dazu kommen im meinem Fall Trainings, die meine Muskulatur stärken, die speziell für den Golfschwung wichtig sind. Nichts übertreiben, dann bleibt der Körper gut im Spiel.

Was sagst du dazu, dass sich Ältere schwerer tun, etwas Neues zu lernen?

Ich denke, das ist normal und sollte auch kein Grund sein, nicht mit Golf zu beginnen. Golf bietet so viele Vorteile… die sollten im Vordergrund stehen! Da spielt es keine Rolle, wie lange man braucht, um einen Ball gut schlagen zu können. Die schöne Natur, frische Luft, Bewegung, sportliche Aktivität, Konzentration, mentales Denken und vieles mehr sind gute Gründe dafür, dass der Körper fit bleibt, egal welchen Alters.

Kannst du empfehlen, auch mit 40+ mit dem Golfspielen zu beginnen?

Auf jeden Fall. Ob fünf oder 50 Jahre: Golf kann jeder in jedem Alter beginnen. Hier gibt es keine Einschränkungen. Dafür bin ich das beste Beispiel. Mit 49 die Platzreife gemacht und jetzt will ich noch auf die Tour. Ich denke nicht an mein Alter, sondern an meine Fähigkeiten, die dieses Ziel auch noch in meinem Alter möglich machen. Sicher ist: Jeder, der das Golfspielen einmal probiert und Gefallen daran gefunden hat, wird den Schläger nicht mehr aus der Hand geben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Über Reinhard-Karl Üblacker:

Der 51-jährige Österreicher (geboren in Amstetten/NÖ) will Profi-Golfer werden – innerhalb von vier Jahren. Allerdings: Angefangen mit dem Golfspielen hat er erst vor rund eineinhalb Jahren. Nun trainiert er täglich für sein Ziel. Unterstützt wird er von Denis Prössel, Pro im Quellness & Golf Ressort Bad Griesbach und selbst ehemaliger Tour-Spieler, sowie Physio-Therapeut der European Tour, Artur Frank. Einsteigen in die Pro Golf Tour kann Reinhard-Karl Üblacker jederzeit. Sie läuft das ganze Jahr hindurch in Europa und Nordafrika, Zugangsvoraussetzung ist allerdings ein Handicap von unter 3,4. Daran wird gerade gearbeitet. Denn eines ist klar: „Ich möchte so schnell wie möglich mitspielen.“

Expertise von Artur Frank:

Artur Frank ist Heilpraktiker („Sektoraler Heilpraktiker“) und Sport-Physiotherapeut. Er betreut auch die Golfer auf der European Tour („Consultant European Tour“), unter anderem hat er bereits Golfgrößen wie Bernhard Langer oder Tiger Woods behandelt. Artur Frank führt eine eigene Praxis (AF Medical)  in Plattling bei Deggendorf in Niederbayern und weiß um die Beschwerden von Golfspielern.

Über welche Verletzungen und Beschwerden klagen Golfer?
Der Golfsport boomt und damit steigt auch die Anzahl der golfspezifischen Sportverletzungen. Im Gegensatz zu anderen Sportarten ist der Golfsport nur wenig durch direkte Verletzungen charakterisiert. Es zeigen sich vielmehr „muskuläre Dysbalancen“ als häufigste Ursache für Sportverletzungen oder Überlastungsschäden. Neueste Studien der „American Orthopaedic Society for Sports Medicine“ untersuchten zwei Spielzeiten lang 700 Golfspieler (also die Mitgliederzahl eines durchschnittlichen Golfclubs; Amateure und Professionals) im Alter von zehn bis 80 Jahren an fünf unterschiedlichen Standorten. Dabei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Damen und Herren im Bereich Schwere, Struktur und Dauer der Verletzung. Von den berichteten golfspezifischen Verletzungen waren 17 Prozent eigenständige Traumen und 83 Prozent Überlastungsbeschwerden.

Überlastung bedeutet, die Schmerzen wären vermeidbar gewesen?
Ja. Durch richtiges Warm Up, Work Out und Stretching. Golf ist nicht gefährlicher als andere Sportarten, wenn der Golfspieler seinen Bewegungsapparat richtig auf die sportartspezifische Belastung vorbereitet.

Was kann man tun, wenn man doch Schmerzen beim Golfspiel bekommt?
Schmerz ist immer ein Zeichen, dass irgendetwas nicht stimmt. Dieses Zeichen sollte auf keinen Fall ignoriert werden oder durch medikamentöse Selbst-Therapie abgedämpft werden. Der Golfer sollte diese Symptomatik durch Fachkräfte abklären lassen.

Auf was muss der Golfer achten, damit erst keine Schmerzen entstehen?
Golfer brauchen Muskulatur, die auf den Sport vorbereitet ist. Wir benötigen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und eine gute Koordination. Alles Parameter, die man durch ein entsprechendes Training verbessern kann.